Skills & Gear zur Kräutersuche

An sich habe ich ja in der Einleitung zur Wildpflanzendatenbank bereits das wichtigste geschrieben und erklärt. Allerdings kann und will und kann ich mich, mit den paar knappen Sätzen, nicht zufrieden geben denn nur als Einleitung, zu einer Datenbank, kann man unmöglich alles erklären, was hierzu wichtig ist.

Das Arbeiten mit Wildpflanzen beginnt NICHT erst mit dem Sammeln, sondern bereits mit einer Thematischen Beschäftigung im Vorfeld!

Ein gezieltes suchen nach einer bestimmten Pflanze hat selten Erfolg – Viel mehr ist es ein sondieren der vielfältigsten Möglichkeiten, die ein Gebiet, zur entsprechenden Jahreszeit vorgibt – es gibt einfach keine Garantie, das z.B.: Bärlauch im Frühjahr in jedem schattigen Auen-, und/oder Laubwald mit feuchtem, humusreichen Boden rumsteht und quasi nur darauf wartet, das wir vorbeikommen um ihn zu pflücken – Selbst wenn der Standort genau so ist, wie er im Lehrbuch beschrieben wurde, haben wir keinerlei Anspruch darauf ihn dann dort auch vorzufinden! Die Natur macht was sie will und wir können froh sein, wenn sie uns gelegentlich etwas abgibt!

Also nicht endtäuscht sein, wenn ihr vergeblich ein bestimmtes Kraut sucht und es trotz perfektem Standort nicht findet.

Den besten Tipp den ich euch zum erfolgreichen Sammeln geben kann ist „Kenn dein Revier“ – Ihr musst das ganze Jahr über, mit offenen Augen durchs Revier streifen und euch merken wo, was steht – Dann habt ihr auch in den Folgejahren die Chance, dort erfolgreich sammeln zu gehen. Beim Sammelt solltet ihr grundsätzlich darauf achten, das ihr Maßvoll mit den Dingen umgeht, die ihr von der Natur angeboten bekommt – also nicht alles ernten was da wächst, sonst stehen im Folgejahr eure Chancen in diesem Gebiet sehr schlecht!

Achtet darauf, dass ihr Wurzeln nur erntet wenn ihr sie auch verwenden wollt oder könnt – denn sie sind meistens ein wichtiges Element der Vermehrung der meisten Pflanzen! Selbiges gilt für Samen einer Pflanze – Wenn ihr z.B. Amarant erntet, dann schüttelt die Pflanze aus, oder schneidet die Blüten ab, wenn ihr nur die Blätter haben wollt – Am besten ist es immer noch nur die Blätter zu ernten und auch das nicht so das die Pflanze am Ende komplett kahl ist – denn die Pflanze hat ihre Blätter nicht in erster Linie damit wir Menschen satt werden, sondern weil sie diese zum Wachsen und somit zum Überleben benötigt!

Wenn ihr also eine Pflanze gefunden habt, die essbar ist und diese auch geerntet habt, dann müsst ihr sie auch zu eurer Kochstelle (sei es Daheim oder im Felde) befördern – Hierbei bewährten sich offene Körbe oder Stoffbeutel als optimales Transportmittel – Niemals, wirklich niemals solltet ihr verschlossene Gefäße wie: Tupperdosen & Co. oder gar Plastiktüten verwenden – Wenn frisch gesammelte Kräuter, unter Luftabschluss, gelagert werden beginnen sie sehr schnell zu „Schwitzen“ also Wasser zu verlieren – Dies funktioniert so gut, das man auf diese Weise auch im Notfall auch Trinkwasser sammelt -  Wenn Kräuter Wasser verlieren beginnen sie zu Welken, werden schlaff und unappetitlich oder beginnen sogar durch die Staunässe zu Faulen.

Wenn ihr es also geschafft habt das die Kräuter heil, mit euch, am Bestimmungsort angekommen sind dann beachtet unbedingt zuvor die Hygieneregeln – Denn es sind Kräuter aus der Wildnis, wo sie Rücksichtslos von den diversen Waldbewohnern angepisst, zu geschissen und vollgesabbert werden – Das ist nicht nur etwas ekelhaft, sondern auch richtige gefährlich, da z.B.: Tollwut über den Speichel, vom Wildtier, auf den Kräuteresser übertragen werden könnte!

Also gilt es nicht nur die Hände, sondern auch (weitaus gründlicher als bei Zuchtkräutern), die Rohstoffe zu Reinigen.

Der sicherste Weg seine Kräuter „nicht nur Sauber sondern Rein“ zu bekommen ist abkochen – Allerdings ist ein Salat aus abgekochten Kräutern wenig appetitlich, hierbei kann einem z.B. das alte Hausmittel „Natron“ hilfreich sein – In einer schwachen Natronlauge werden die Frischen Kräuter desinfiziert ohne das man dabei Einbußen, in Punkto Geschmack, Textur und Aussehen in Kauf nehmen muss – Doch die sicherste Möglichkeit ist und bleibt nun einmal immer noch das abkochen der Pflanzenteile, was man auch immer tun sollte, wenn es deren beabsichtigte Verwendung zulässt!

Ein weiterer wichtiger Gesichtspunkt liegt in der Verwendung der Wildkräuter – Es gibt, wie auch bei den gezüchteten Kräutern, Vertreter die gut mit Wärme klar kommen und welche bei denen man die frischen Kräuter erst ganz am Ende (oder kurz davor) zum Essen geben sollte oder man baut sie in die Deko mit ein z.B.: Bärlauch – Bärlauch verändert massiv seinen Geschmack wenn er mitgekocht wird, da die aromagebenden, ätherischen Öle, einfach verdunsten oder sich durch die Wärme chemisch verändern, womit er schnell, viel von seinem charakteristischem Aroma verliert. Hierbei gilt die alte Regel „je Holziger ein Kraut oder Gewürz ist, desto mehr Wärme umgehen verträgt es“ z. B.: Rosmarin, Beifuß und Wacholder können problemlos im Backofen auch bei höchsten Temperaturen verwendet werden, während der zarte Basilikum oder Fenchel bereits, aromatechnisch, sterben geht, wenn es noch nicht einmal ansatzweise, so heiß ist!

Auch müsst ihr bei manchen, ganzjährigen Pflanzen, wissen wann der beste Zeitpunkt zum Sammeln ist – Typische Vertreter sind hierbei der Beifuß, dessen Aroma erst nach dem abblühen auf dem Höhepunkt ist oder als genaues Gegenteil, der Waldmeister, welcher nur vor der Blüte geerntet werden sollte, da er sonst zu viel „Cumarin“ enthält, jenem Stoff der ihm zwar seinen Charakteristischen Geschmack verleiht aber in zu hohen Dosen schädlich ist.

 

Wie ihr seht gibt es, in Bezug auf Wildpflanzen, unheimlich viel zu beachten – mehr noch als beim Sammeln von Pilzen – daher ist zwar ein gutes Bestimmungsbuch ein nützlicher Begleiter und das Internet ein hilfreiches Nachschlagewerk – aber alles wissen hat seinen Ursprung in der Erfahrung - Sicherheit erlangt man nur durch Erfahrung mit der Materie sowie einer systematischen und kontinuierlichen Vertiefung des Wissens! Ein guter Anfang kann hier z.B.: eine „Wildkräuter-Workshop“ oder eine „geführte Kräuterwanderung“ sein, wo man von erfahrenen „Kräuterkundigen“ oder „Outdoorguides“ praktisches Wissen vermittelt bekommt -Also worauf man, bei welcher Pflanze, achten muss und wie man sie, wo finden und erkennen kann. Hierüber hinaus solltet ihr noch über eine gewisse „praktische Küchenerfahrung“ verfügen – Denn selbst der dümmste Koch kann die besten Rohstoffe falsch einsetzen!

Wenn ihr also das „know-how“ oder die skills intus habt, dann kommt auch schon der nächste punkt um den man sich dann noch Gedanken machen sollte: „Gear“ also die Ausrüstung, die euch hilfreich ist um erfolgreich zu sein.

In kaum einem anderen Bereich gehen die Meinungen so weit auseinander wie im Bereich „Ausrüstung“ – Sei es beim Sport, bei der Arbeit oder im Haushalt – Jeder hat die Ausrüstung, die er, für sich und seine Zwecke, am optimalsten findet.

 

Als nützliche Begleiter haben sich bewährt:

Bestimmungsbuch – Kann nie schaden!

Schweizer Taschenmesser, mit Schere - Da sich hiermit manche Kräuter einfach besser ernten lassen, als nur mit dem Messer.

Gartenhandschuhe –Schützen die Hände vor Dreck, Dornen und Brennnesseln ohne den Tastsinn dabei sonderlich zu beeinträchtigen.

Pflanzkelle zum besseren ausgraben von Wurzeln oder zum Entnehmen wilder Pflanzen für die Kultivierung und Zucht.

Kleine Tupperdose, mit Luftlöchern und ausgepolstert mit synthetischer Watte, zum schonenden Transport von Beeren und empfindlichen Früchten.

Klappkorb mit Henkel den man bequem im Rucksack verstauen kann.

Eine Trinkflasche (0,5-1l) grade im Sommer (aber auch zu allen anderen Jahreszeiten) bekommt man auf ausgedehnten Wanderungen schnell Durst. Die Flasche sollte mit Wasser gefüllt sein, da man so auch die Möglichkeit hat, seine gefundenen Kräuter grob abzuspülen – Man muss ja nicht auch noch den Dreck mit Heim nehmen.

Ein kleiner Snack – Einzeln verpackte Lebkuchen, Müsliriegel oder Pausenbrut geben schnell Energie auf weiten Wegen.

Ein Stoffbeutel – dieser dient nicht nur dem Transport, sondern evtl. auch als Sieb beim Sammeln von Wasserlinsen.

Ein paar Blatt Küchenfließ um die Kräuter voneinander zu trennen – Hiermit kann man die Kräuter auch vorübergehend frisch halten, wenn man das Fließ etwas anfeuchtet.

Eine leichte Jacke oder ein Pullover denn in Wäldern ist es kühler, als auf dem Weg dort hin, am besten mit vielen verschließbaren Taschen zum Verstauen von Kleinkram.

Insektenschutzmittel – Zwar wachsen auch genügend Pflanzen in der Natur, die hierbei nützliche Dienste leisten können, doch: Erstens: Muss man diese erst einmal, in ausreichender Menge, finden und Zweitens: Schützen diese zwar halbwegs brauchbar vor Mücken, aber nicht unbedingt vor Zecken.

Ein kleines Fahrrad- oder Trecking- „Erste Hilfe Set“ – Um kleinere Blessuren zu behandeln – Hierin sind meistens enthalten: Wundschnellverbände (vorgeschnitten und am Stück), Kompressen, Mullbinde, Verbandschlauch, Rollenpflaster, Verbandsklemmen, Desinfektionstücher für Wunden, Stoffschere, Untersuchungshandschuhe, Sicherheitsnadeln, Dreieckstuch, Rettungsdecke. – Ich persönlich habe mein Erste-Hilfe-Set um folgende Dinge erweitert:

2 Zuckertütchen - zur Blutstillung und den Fall der drohenden Unterzuckerung,

2 Kunststoff-Ampullen a`10ml „Aqua ad Iniectabilia“ (steriles Wasser zu Injektionszwecken) dies bekommt man, für kleines Geld, in der Apotheke es eignet sich aber auch bestens zum Ausspülen von Wunden oder Verletzungen am Auge,

ein Fläschchen „Betaisodona“ zum Desinfizieren von Wunden,

zwei Tampons als „Druckkörper“ beim anlegen von Druckverbänden,

zwei sterile Kanülen zum aufstechen von Marschblasen,

„ Lycopodium-Babypuder“ zum Schutz bei drohenden „Lauf-Wolf“ Lycopodium ist Bärlapp-Sporen, diese fördern die Heilung und sorgen dafür das die Reibung der Haut verringert wird.

Pinzette zum Entfernen von Dornen oder Zecken,

Blasenpflaster,

„Fenistil-RollOn“ falls einen doch einmal ein stechendes Insekt oder Brennnesseln erwischen.

Beim Kauf oder beim selbst zusammenstellen, eines „Erste-Hilfe-Set“ solltet ihr darauf achten, dass dessen Inhalt wasserdicht verpackt ist und das ihr auch mit nur einer Hand, an den Inhalt heran kommt – Hierbei solltet ihr darauf achten, dass man sich meistens ausgerechnet immer die Hand verletzt, mit der man arbeitet (also die rechte Hand, bei Rechtshändern und die linke, bei Linkshändern) ihr solltet also auch an eure „Erste-Hilfe-Mittel“ herankommen und diese anwenden können, wenn eure Arbeitshand verletzt ist! Zudem muss das „Erste-Hilfe-Set“ auch gut erreichbar sein, so dass ihr nicht noch mit verletzten Händen in eurem Rucksack danach wühlen müsst.

Ebenso solltet ihr darauf achten, dass ein „Erste-Hilfe-Set“, zur Sicherheit, auch von Fremden oder Mitwanderern erkannt werden kann, falls ihr nicht mehr im Stande seid euch selbst zu helfen. (Es gab hierzu einmal eine Nato-Verordnung, der zur Folge, Soldaten ihr Verbandsmaterial in der linken Beintasche zu führen hatten, so dass es möglich war einen Verwundeten, mit dessen eigenem Material zu versorgen, ohne dieses lange suchen zu müssen oder sein eigenes Material zu „opfern“)

Als Allergiker, Diabetiker oder Herzpatient solltet ihr, selbstverständlich, auch eure verordneten Medikamente griffbereit halten und diese so kennzeichnen und Führen, dass sie euch, im Notfall, auch durch Fremde zugeführt werden könnten. (Bei Wanderungen mit anderen, informiert sie über eure Krankheit, erste Hilfe Maßnahmen bei Anfällen und wo sich ggf. eure Medikamente befinden – Es dient eure Sicherheit!

Ebenso solltet ihr, mindestens eine Fotokopie, eurer Krankenkassenkarte und des Impfpasses bzw. der Allergiepasses (falls vorhanden) mitführen.

 

Auch wenn man im Wald nicht rauchen darf, sollte man zu mindestens einen kleinen verschließbaren Taschen-Aschenbecher mitnehmen – Denn die wenigsten Raucher möchten lange auf ihre geliebtes Suchtmittel verzichten, selbst wenn sie im Wald sind! Und aus Erfahrung kann ich euch nur sagen, so ein Taschen-Aschenbecher beruhigt den tobenden Förster, der einen beim Rauchen, in „seinem“ Wald erwischt, ganz ungemein und mit etwas Glück kommt man so auch, um die drohende Anzeige herum!

Und wenn ihr schon mal in „Wald & Flur“ unterwegs seid, dann achtet nicht nur auf das Grünzug das dort rumsteht, sondern haltet auch mal die Augen nach Menschen offen, die diese Gegend bewirtschaften oder nutzen – Jäger, Förster und Waldarbeiter – sprecht sie einfach an! Grade Jäger schießen nicht nur Wild aus Gründen der „Hege“ oder ausschließlich zum eigenen Bedarf, sondern verkaufen auch regelmäßig und das meistens sehr günstig, erlegtes Wild! So habt ihr nicht nur alleine die Chance euch eine zuverlässige Quelle für Wild zu erschließen, sondern findet in dem Waidmann oft auch noch einen „Freund des guten Geschmacks“ Ähnlich gelagert ist es mit Förstern und/oder Waldarbeitern, diese liefern einem zwar nicht unbedingt ein frisch erlegtes „Wildbret“ aber dafür können sie einen oftmals mit gutem Holz zum Grillen und Räuchern beliefern. Doch nicht nur die beschriebenen Berufsgruppen könnt ihr im draußen treffen, sondern auch Menschen die wie ihr, auf der Suche nach „Pilzen und Grünzeug“ sind. Sei es die „Öko-Hippie-Oma“ oder die junge „Pseudo-Hexe“ – Kontakte zu anderen Kräutersuchern lohnen sich immer – Denn man hat, nicht nur, selbst nicht immer die Zeit zum Sammeln sondern kennt auch nicht jeden Standort – Hier kann einem die Bekanntschaft mit gleichgesinnten oft sehr Hilfreich sein – Grade als Gastronom mit Ambitionen zur „wilden Küche“ sollte man sich derlei Kontakte, zu lokalen Sammlern, immer in der Hinterhand bewahren!

Und wenn ihr ganz großes Glück habt, begegnet auch ein Exemplar der ganz besonderen Art im Gestrüpp – Der Waldläufer – wenn ihr einen solchen trefft, behandelt ihn mit dem größtmöglichen Respekt - denn er ist meistens der absolute Experte auf dem Gebiet der „essbaren Wildpflanzen“ und kann euch oft unendlich viel Wissen, über die Pflanzen und deren Standorte weitergeben. Und da die meisten Walder von Wiesen, Feldern oder auch vereinzelten Streuobststandorten umgeben sind solltet ihr auch Ausschau halten nach denen, die diese Flächen bewirtschaften, also Bauern und Landwirte denn diese ermöglichen euch unter Umständen einen Zugang zu Produkten, wie es sie so nicht oder nur sehr selten im Handel gibt (z.B.: Vorzugsmilch).

Also nehmt auf jeden Fall „soziale Kompetenz“ mit auf euren Wegen durch die Natur, ihr könnt damit nur gewinnen – Und evtl. findet ihr in den Leuten die ihr trefft Kunden oder gar Freunde fürs Leben, die eure Ambitionen teilen.

Viel Erfolg